Witwatersrand-Universität
University of the Witwatersrand Witwatersrand-Universität | |
---|---|
Motto | Scientia et Labore[1] |
Gründung | 1896/1922 |
Ort | Johannesburg |
Land | Südafrika |
Chancellor | Judy Dlamini[2] |
Vizekanzler und Prinzipal | Zeblon Zenzele Vilakazi[2] |
Studierende | 33.364 (2015)[3] |
Mitarbeiter | 4.712[3] |
Website | www.wits.ac.za |
Die Witwatersrand-Universität (englisch: University of the Witwatersrand), kurz Wits, ist eine südafrikanische Universität mit Sitz in Johannesburg in der Provinz Gauteng. Die Wits entstand aus der South African School of Mines, die 1896 eröffnet wurde. 1922 wurde ihr der Universitätsstatus verliehen und der heutige Name eingeführt. Während der Zeit der Apartheid durften sich hier nur wenige schwarze Studenten einschreiben. Trotzdem studierten einige bekannte Anti-Apartheid-Führer hier.[4]
Zur Universität gehört die Witwatersrand University Press, des größten und ältesten Universitätsverlags in Afrika und bis heute eines der führenden afrikanischen Verlagshäuser im akademischen Bereich.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hochschule wurde 1896 in Kimberley unter dem Namen South African School of Mines gegründet. Acht Jahre später zog sie nach Johannesburg um und änderte ihren Namen in Transvaal Technical Institute. 1906 wurde sie dann in Transvaal University College und 1910 in South African School of Mines and Technology umbenannt. 1922, nachdem sie das College aufgenommen hatte, erhielt sie schließlich den Status einer Volluniversität. Im selben Jahr begannen die Bauarbeiten für den Campus im Milner Park. Sechs Fakultäten waren geplant, die Abschlüsse in Geistes- und Naturwissenschaften, Medizin, Ingenieurwissenschaften, Recht und Wirtschaftswissenschaften anbieten sollten.
Im Lauf der 1960er-Jahre öffnete die Universität viele neue Fachrichtungen und Gebäude; sie wuchs von 6.275 Studenten (1963) auf über 16.400 (1985). Die Graduiertenschule für Wirtschaftswissenschaften wurde 1968 in Parktown eröffnet. Im selben Jahr wurde in der Nähe von Sterkfontein eine Farm namens Swartkrans, die reich an archäologischen Funden ist, sowie die Ausgrabungsrechte für Makapansgat in der heutigen Provinz Limpopo erworben. 1969 wurden die klinischen Abteilungen der neuen Medizinischen Fakultät eingeweiht. Das Hauptverwaltungsgebäude Senate House wurde 1977 bezogen.
1984 wurde die Universität stark erweitert, als sie das Messegelände in Milner Park erwarb und in den Westcampus (West Campus) umwandelte. Im selben Jahr öffnete auch das Gebäude der Minenkammer. Ein Fußgängerüberweg wurde über der Schnellstraße errichtet, die Ost- und Westcampus voneinander trennt.
Organisation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Leitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Universität wird von einem Vizekanzler (Vice-chancellor) und Prinzipal – seit 2021 Zeblon Zenzele Vilakazi[5] – geleitet, zum Management gehören im Weiteren fünf stellvertretende Vizekanzler und ein Prüfungsbeamter.[6] Der Kanzler (Chancellor) – seit 2018 die Unternehmerin Judy Dlamini – hat repräsentative Aufgaben. Die Leitung ist dem Universitätsrat verantwortlich.
Liste der Repräsentanten (Chancellor):[7]
- Arthur of Connaught 1922–1938
- Jan Hofmeyr 1939–1948
- Richard Feetham 1949–1961
- Oliver Deneys Schreiner 1961–1975
- Bertrand Leon “Birch” Bernstein 1975–1982
- Aanon Michael “Mike” Rosholt 1983–1997
- Richard Goldstone 1996–2007
- Dikgang Moseneke 2012–2018
- Judy Dlamini seit 2018
Fakultäten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Universität besteht aus fünf Fakultäten:[8]
- Wirtschaft, Rechtswissenschaft und Management. Die Fakultät hat eine Graduiertenschule für Business Administration sowie öffentliches und Entwicklungsmanagement. Im „WitsPlus Programme“ kann der Bachelor auch im Teilzeitstudium erworben werden. Die Hochschule kooperiert mit der Global Labour University.
- Ingenieurwissenschaften und Bauingenieurwesen
- Medizin
- Geisteswissenschaften
- Naturwissenschaften
Statistik, Stand 2015/2016
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 33.364 Studierende insgesamt
- 27.121 in Vollzeit
- 6.243 in Teilzeit
- 2.674 ausländische Studenten
- 6.585 Beschäftigte insgesamt
- 4.712 Akademiker
- 307 ausländische Akademiker
- 1.512 Verwaltungs- und Serviceangestellte[3]
Campus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Universität ist in fünf akademische Einheiten geteilt. Der ursprüngliche Ostcampus (East Campus) liegt im Stadtteil Braamfontein und ist vom neueren Westcampus (West Campus) zwar durch eine Schnellstraße getrennt, sie sind aber durch mehrere Übergänge verbunden. In Parktown befinden sich die drei weiteren Standorte und beherbergen unter anderem die medizinische Fakultät.
Weitere Universitätseinrichtungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Johannesburg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Universität umfasst zahlreiche Museen und Sammlungen. Dazu gehören das Wits Art Museum in Braamfontein, das afrikanische Kunst zeigt,[9] das Anthropology Museum auf dem Ostcampus,[10] das 1962 gegründete Adler Museum of Medicine für Medizingeschichte in Parktown[11] und das einzige Geologiemuseum der Provinz Gauteng, das Bleloch Geology Museum.[12] Ausgestellt werden dort unter anderem der Taung-Schädel, Dinosaurier-Fossilien und Schmetterlinge. Die Lowenstein-Sammlung von Felszeichnungen und Steinwerkzeugen der San befindet sich im Rock Art Research Institute auf dem Ostcampus. Das Wits Life Sciences Museum and Biodiversity Centre ist ein naturhistorisches Museum auf dem Ostcampus.[13] Das Origins Centre auf dem Westcampus zeigt die Entstehung des modernen Menschen. Im Hunterian Museum of Anatomy in Parktown werden anatomische Präparate ausgestellt.[14]
- Zur Universität gehören mehrere Galerien. Die Fassler Gallery zeigt architektonische Arbeiten, während in der auf dem Ostcampus gelegenen James Kitching Gallery paläontologische Exponate ausgestellt werden. Bis 2002 gab es die Gertrude Posel Gallery und die Studio Gallery, beide im Senate House. Letztere war für ihre Sammlung afrikanischer Perlstickereien bekannt. Beide Galerien gingen im Wits Art Museum auf.[15]
- Das Johannesburg Planetarium in Braamfontein wurde 1960 eröffnet und bietet rund 400 Personen Platz.[16]
- Das Wits Theatre befindet sich nahe dem Senate House. Dort treten Studentengruppen und Berufsschauspieler auf; außerdem ist dort der Wits Choir beheimatet.[17]
Außerhalb Johannesburgs
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Höhlen von Sterkfontein (nahe Krugersdorp) werden ebenfalls von der Universität betreut. Sie sind eine der bedeutendsten Fundstätten von Hominiden-Fossilien. Das Gebiet gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Neben den Höhlen befindet sich das Robert Broom Museum.[18] Es widmet sich der Menschheitsgeschichte und ist eng mit den Fossilienfunden der Cradle of Humankind verknüpft. Weiterhin zeigt es Felszeichnungen der San sowie deren moderne Interpretationen.[19]
- Die Wits Rural Facilities nahe Bushbuckridge in der Provinz Limpopo dienen als Forschungsgelände für die Landwirtschaft[20]
Bekannte Absolventen und Mitglieder des Lehrkörpers
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Boris Balinsky (1905–1997), Biologe, Hochschullehrer und Dekan der Fakultät Naturwissenschaften
- Lindsay Bremner (* 1954), Architektin, Autorin und Professorin
- Dennis Brutus (1924–2009), Dichter und Anti-Apartheid-Kämpfer
- Rory Byrne (* 1944), Chefdesigner für das Ferrari-Formel-1-Team
- Johnny Clegg (1953–2019), Gitarrist, Sänger, Tänzer und Komponist
- Mimi Coertse (* 1932), Sopranistin, seit 1966 österreichische Kammersängerin
- Raymond Dart (1893–1988), Anatom und Anthropologe, Entdecker des Taung-Schädels
- Clement M. Doke (1893–1980), Linguist
- John Dugard (* 1936), Jurist, Dekan der Rechtsfakultät und Sonderberichterstatter der UN
- Max Gluckman (1911–1975), Anthropologe
- Richard Goldstone (* 1938), Jurist, Völkerrechtler und ehemaliger UN-Chefankläger
- Manfred Hermer (1915–2010), Architekt
- Gavin Hood (* 1963), Schriftsteller, Filmproduzent und -regisseur, bekannt geworden durch die Regie von Tsotsi
- Peter Horn (1934–2019), Schriftsteller und Literaturwissenschaftler
- Teresa Heinz Kerry (* 1938), Philanthropin und Ehefrau des US-Senators John Kerry
- Ludwig Lachmann (1906–1990), Ökonom und Mitglied der Österreichischen Schule
- Winnie Madikizela-Mandela (1936–2018), geschiedene Ehefrau von Nelson Mandela
- Nelson Mandela (1918–2013), ANC-Führer und erster Präsident der Republik Südafrika, der in freien, allgemeinen Wahlen gewählt wurde
- Manfred Mann (* 1940), Keyboard-Spieler der Musikgruppen Manfred Mann und Manfred Mann’s Earth Band
- Eduardo Mondlane (1920–1969), Anthropologe, Professor an der Syracuse University und Gründer der Befreiungsbewegung FRELIMO
- Seymour Papert (1928–2016), Pionier der Künstlichen Intelligenz und Erfinder der Programmiersprache Logo
- Audrey Richards (1899–1984), Sozialanthropologin
- Jonny Steinberg (* 1970), Journalist und Autor
- Helen Suzman (1917–2009), Anti-Apartheid-Aktivistin und Politikerin
- Kevin Volans (* 1949), Komponist und Pianist
- Ivan Vladislavić (* 1957), Schriftsteller
- Benedict Wallet Vilakazi (1906–1947), Dichter, Schriftsteller und Linguist
- David Webster (1945–1989), Anthropologe und Anti-Apartheid-Aktivist
- Frederik van Zyl Slabbert (1940–2010), Soziologe und Politiker
- David Unterhalter (* 1958), ehemaliges Mitglied am Appellate Body der WTO, sowie Richter in Südafrika und Professor
Nobelpreisträger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Aaron Klug (1926–2018), 1982 (Chemienobelpreis)
- Nadine Gordimer (1923–2014), 1991 (Literaturnobelpreis)
- Nelson Mandela (1918–2013), 1993 (Friedensnobelpreis)
- Sydney Brenner (1927–2019), 2002 (Nobelpreis für Medizin und Physiologie)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- The Golden Jubilee of the University of the Witwatersrand. Jubilee Committee, University of the Witwatersrand Press, Johannesburg 1972, ISBN 0-85494-188-6.
- Bruce Murray: Wits: The Early Years: a History of the University of the Witwatersrand Johannesburg and its Precursors 1896–1936. University of the Witwatersrand Press, Johannesburg 1982, ISBN 0-85494-709-4.
- Jonty Winch: Wits Sport: An Illustrated History of Sport at the University of the Witwatersrand. Windsor, 1989, ISBN 0-620-13806-8.
- Mervyn Shear: Wits: A University in the Apartheid Era. University of the Witwatersrand Press, Johannesburg 1982, ISBN 1-86814-302-3.
- Bruce Murray: Wits: The „Open Years“. University of the Witwatersrand Press, Johannesburg 1997, ISBN 1-86814-314-7.
- Guerino Bozzoli: A Vice-Chancellor Remembers: the Memoirs of Professor G.R. Bozzoli. Alphaprint, 1995, ISBN 0-620-19369-7.
- Reuben und Naomi Musiker: Wits Library: a Centenary History. Scarecrow Books, 1998, ISBN 0-620-22754-0.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Webpräsenz der Witwatersrand-Universität. auf www.wits.ac.za (englisch)
- SARUA: WITS: History. auf www.sarua.org (englisch)
- Digitales Archiv der Universität zur südafrikanischen Geschichte. auf www.historicalpapers.wits.ac.za (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ lateinisch Wissenschaft und Arbeit
- ↑ a b University of the Witwatersrand: Officers of the University. Übersicht, auf www.wits.ac.za (englisch), abgerufen am 10. Juni 2024.
- ↑ a b c Facts and Figures (PDF), abgerufen am 13. März 2016.
- ↑ Short History ( vom 27. Dezember 2011 im Internet Archive), abgerufen am 31. Oktober 2011.
- ↑ University of the Witwatersrand: Professor Zeblon Vilakazi . Porträt auf www.wits.ac.za (englisch).
- ↑ Management Contacts ( vom 13. November 2011 im Internet Archive), abgerufen am 31. Oktober 2011.
- ↑ University of the Witwatersrand: Chancellor. Liste auf www.wits.ac.za (englisch).
- ↑ Faculties and Schools ( vom 6. November 2011 im Internet Archive), abgerufen am 31. Oktober 2011.
- ↑ Wits Art Museum (englisch), abgerufen am 12. März 2016
- ↑ Anthropology Museum (englisch), abgerufen am 12. März 2016
- ↑ Adler Museum (englisch), abgerufen am 12. März 2016
- ↑ Bleloch Geological Museum (englisch), abgerufen am 12. März 2016
- ↑ Wits Life Sciences Museum and Biodiversity Centre ( vom 15. März 2016 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 14. März 2016
- ↑ The Hunterian Museum of Anatomy ( vom 15. März 2016 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 14. März 2016
- ↑ Geschichte des Wits Art Museum (englisch), abgerufen am 14. März 2016
- ↑ Planetarium (englisch), abgerufen am 12. März 2016
- ↑ Wits Theatre (englisch), abgerufen am 12. März 2016
- ↑ Cradle of Humankind (englisch), abgerufen am 12. März 2016
- ↑ Origins Centre ( vom 29. März 2015 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 12. März 2016
- ↑ Wits Rural Facilities (englisch), abgerufen am 12. März 2016
Koordinaten: 26° 11′ 27″ S, 28° 1′ 49″ O