Zum Inhalt springen

ADB:Moehsen, Johann Carl Wilhelm

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Moehsen, Johann Carl Wilhelm“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 79–81, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Moehsen,_Johann_Carl_Wilhelm&oldid=- (Version vom 31. Oktober 2024, 03:25 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Mohs, Friedrich
Nächster>>>
Moibanus, Ambrosius
Band 22 (1885), S. 79–81 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Carl Wilhelm Moehsen in der Wikipedia
Johann Carl Wilhelm Moehsen in Wikidata
GND-Nummer 10116033X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|22|79|81|Moehsen, Johann Carl Wilhelm|August Hirsch|ADB:Moehsen, Johann Carl Wilhelm}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=10116033X}}    

Moehsen: Johann Karl Wilhelm M., Arzt, ist den 9. Mai 1722 in Berlin geboren, wo sein Großvater Horch als Leibarzt am Hofe des Königs Friedrich Wilhelm I. lebte. – Von der lebhaftesten Neigung für die medicinische Laufbahn erfüllt, studirte er zuerst in Jena, später in Halle (unter Hoffmann) Medicin und wurde hier nach Vertheidigung seiner Inauguraldissertation „De passionis iliacae causis[WS 1] et curatione“ 1741 zum Doctor der Medicin promovirt. Er habilitirte sich im Jahre darauf in seiner Vaterstadt als Arzt und trat hier alsbald die früher von seinem Großvater bekleidete Stelle eines Arztes am Joachimsthal’schen Gymnasium an, wo er sich nicht nur durch seine Bemühungen um das leibliche Wohl seiner Pflegebefohlenen, sondern auch durch das humane Entgegenkommen, das er ihnen erwies, die allgemeine Liebe erwarb. Schon im J. 1747, in einem Alter von 25 Jahren, wurde er zum Mitgliede des Ober-Medicinalcollegiums und alsbald zum Physikus des Teltow’schen [80] Kreises, 1763 zum Mitgliede des Ober-Sanitätscollegiums, 1766 zum Arzte am Cadettencorps und an der Ritterakademie und 1778 zum Leibarzte Friedrich des Großen ernannt, den er auf dem Feldzuge im bairischen Erbfolgekriege begleitete. Diesen glänzenden Erfolgen in der von ihm eingeschlagenen medicinischen Laufbahn entsprach die Anerkennung, welche seinen wissenschaftlichen Leistungen von zahlreichen gelehrten Gesellschaften, der Leopoldinischen Akademie der Naturforscher, der Berliner Akademie der Wissenschaften, der medicinischen Gesellschaft zu Paris u. A. durch seine Wahl zu ihrem Mitgliede zu Theil geworden ist. – M. starb, von der wissenschaftlichen Welt, seinen Freunden und Mitbürgern, unter welchen er als stark beschäftigter Arzt viele zu seinen Clienten zählte, tief betrauert, am 22. September 1795, nachdem es ihm vergönnt gewesen war einige Jahre zuvor sein 50jähriges Doctorjubiläum zu feiern. – M. ist eine ungemein glücklich veranlagte Natur gewesen. Mit einer seltenen Allgemeinbildung in Künsten und Wissenschaften ausgestattet, die ihn zu einem der gelehrtesten und gebildetsten Aerzte seiner Zeit erhob, verband er einen philosophisch geschulten Geist und ein volles Verständniß von dem Werthe historischer Forschungen für die wissenschaftliche Ausbildung der Medicin. – Neben der praktischen Ausübung der Heilkunde als Arzt und Beamter bildete denn auch das Gebiet der Geschichte der Wissenschaft den Hauptgegenstand seiner Thätigkeit; die Ziele, welche er sich für seine Forschungen auf demselben gesteckt hatte, erstreckten sich anfangs über weitere Kreise, später beschränkte er sich wesentlich auf ein engeres Gebiet, auf sein Vaterland, die Mark Brandenburg, alle seine historischen Arbeiten aber tragen den Stempel exactester Gründlichkeit und Treue und bieten ein besonderes Interesse durch die gleichzeitige Benutzung von Kunst-, speciell Münz- und Medaillen-Sammlungen, welche er zum Theil selbst angelegt, zum Theil in den königlichen Instituten vorgefunden und deren Studium er für die Erweiterung und Befruchtung der Buchgelehrsamkeit richtig beurtheilt hatte. Nicht mit Unrecht stellt ihn sein Biograph Meierotto daher an die Seite von Charles Patin, dem er aber an ästhetischem Geschmack, philosophischem Geiste und Bescheidenheit weit überlegen war. – Außer einigen kleineren litterar-historischen Arbeiten („De manuscriptis medicis, quae inter codices Bibliothecae regiae Berolinensis servantur“ II Epistolae 1746, 1747. – „Versuch einer historischen Nachricht von der künstlichen Gold- und Silberarbeit in den ältesten Zeiten“, 1757. – „Commentatio de medicis equestri dignitate ornatis“, 1768) und einigen medicinisch-forensischen Journalartikeln (abgedruckt in dem Magazin für gerichtliche Arzneikunde und medicinische Polizei und in Pyl’s Repertorium für die öffentliche und gerichtliche Arzneiwissenschaft) hat er veröffentlicht: „Verzeichniß einer Sammlung von Bildnissen größtentheils berühmter Aerzte etc.“, 1771, mit zahlreichen Anmerkungen zur Geschichte der Arzneikunde und der Kunst, auch mit einigen radirten Vignetten versehen, ferner „Beschreibung einer Berlinischen Medaillensammlung, die vorzüglich aus Gedächtnißmünzen berühmter Aerzte besteht etc.“, 2 Thle., 1773, 1781, der zweite Theil auch unter dem Titel „Geschichte der Wissenschaften in der Mark Brandenburg, besonders der Arzneiwissenschaft, von den ältesten Zeiten an bis zum Ende des 16. Jahrhunderts etc.“, in welchem auch zahlreiche Nachrichten über die Geschichte der Mark in dem älteren und mittleren Zeitalter, über die Einwohner, über Handlung, Münzwesen etc. mitgetheilt werden. Seine letzte Arbeit sind „Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in der Mark Brandenburg von den ältesten Zeiten an bis zu Ende des 16. Jahrhunderts“, 1783, welche das Leben Leonhard Thurneisers zum Thurm, als Beitrag zur Geschichte der Alchymie und der Wissenschaften und Künste jener Zeit in der Mark Brandenburg, ferner Fragmente zu einer Geschichte der Chirurgie (1417–1498) und ein Verzeichniß der Dom- und Collegiatstifter, sowie der Mönchs- und Nonnenklöster, [81] welche in der Mark Brandenburg bestanden hatten oder von den Landesfürsten außerhalb der Mark gestiftet waren, umfassen. – Auch ist M. der Bearbeiter des 2. und 3. Stückes der „Sammlung merkwürdiger Erfahrungen, die den Werth und großen Nutzen der Pockeninoculation näher bestimmen“, 1775, mit historischen Nachrichten über die erste Einführung von Tauf- und Sterbelisten. – Die hinterlassenen Kunstsammlungen Moehsen’s sind den königlichen Sammlungen in Berlin einverleibt worden.

Ueber M.’s Leben und Schriften vgl. Meierotto, Beitrag zur Geschichte Herrn J. C. M. als Schriftsteller, 1799 (Gedächtnißrede in der Akademie der Wissenschaften in Berlin d. 26. Jan. 1797 gehalten) und Schmidt und Mehring, Neuestes gelehrtes Berlin, Berl. 1795, Bd. II S. 37–41.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: caussis