„Man sieht sich“ seit 20 Jahren auf RTV
GARSTEN. Das Fernsehstudio ist ein geräumiger Keller in einer Wohnsiedlung, in der die Mischmaschinen der Häuslbauer ratterten. Die Fenster sind abgedunkelt und die Wände mit grünen Tapeten verklebt.
Vor der „Blue-Box“ steht die Ankerfrau der Lokalnachrichten und liest die Beiträge vom Teleprompter ab. Von den Mischpulten davor werden digital Standbilder und Infografiken als Hintergründe eingeblendet.
Christian Schott hat sich sein Medienunternehmen mit sieben Fixen und etlichen Freelancern auf neuestem Stand eingerichtet. Acht Kamerateams kann er losschicken. Die Flipchart mit dem Wochenplan für die Aufnahmetermine ist voll mit Filzstift bekritzelt. Vor zwei Jahrzehnten war er der Erste, der sich lokales Fernsehen zu machen getraute, als das Rundfunkmonopol des ORF zaghaft gelockert wurde. „Ich habe mich nie als Konkurrent, sondern immer als Ergänzung der Öffentlich-Rechtlichen gesehen“, sagt Schott im Rückspiegel. Vor 20 Jahren hatte er die erste Videokassette bei einem lokalen Kabelbetreiber abgeliefert, worauf örtliche Sportberichte sowie Vereins- und Gemeindenachrichten auf die Bildschirme kamen.
Die Anfänge des ersten Lokalfernsehsenders in Österreich waren noch bescheidener, ehe die RTV-Legende Willi Enzelsberger den vielfach nachgeahmten Slogan „Wir sehen uns“ erfand. Schott, der sich das handwerkliche Rüstzeug für Kameraführung und Schnitt aus Fachbüchern angelesen hatte und auf Kredit um eine Million Schilling die nötige Studioausstattung kaufte, filmte Matches, als Vorwärts Steyr noch in der Bundesliga dribbelte. Die aus vier Kamerapositionen geschnittenen Kurzfilme wurden auf Videokassetten kopiert und bei 15 örtlichen Elektrohändlern anstelle des Testbildes für die Fernsehgeräte eingelegt. Die Fans drückten daraufhin ihre Nasen gegen die Schaufenster, um neugierig die Bildberichte über die Rot-Weißen zu sehen.
Vor zwanzig Jahren verbreitete sich „RTV“ über eines der ersten regionalen Kabelnetze. Mittlerweile ist der Lokalsender nicht nur in HD T über Antenne zu empfangen, sondern über Satellit und Internet auch auf jedem Smartphone.
Schott und seine Kamerateams sind überall herzlich willkommen. Die Gemeinden, Veranstalter und Sportvereine zahlen ja dafür, ins rechte Bild gerückt zu werden. Für einen Vierminutenbericht bezahlt der Kunde 1330 Euro Produktionsbeitrag. Anders ist Lokalfernsehen nicht finanzierbar. „Der hinterfragende Journalismus, der Dinge aufdeckt, ist eine Aufgabe der Zeitungen“, sagt Schott, „wir können kein Negativfernsehen machen.“ Als Anspruch bleibt „Fernsehen zum Gernsehen“. Die Zukunft, sagt Schott, weist für RTV ins Internet, wo Beiträge jederzeit und aus dem Archiv „on demand“ abrufbar sind.
RTV: Vor zwanzig Jahren begann lokales Fernsehen
Sportkanal: In 15 Schaufenstern von Elektrounternehmen in Steyr und Umgebung laufen statt dem Testbild VHS-Kassetten mit lokalen Sportberichten in den Fernsehgeräten.
Ternberger Marktfest: Ein einstündiger Bericht über das Marktfest wird in der örtlichen Kabelgemeinschaftsanlage gesendet. Christian Schott ist damit erster Lokalfernsehbetreiber
Neue Ära: Am 20. März 1992 wird erstmals eine einstündige Sendung mit Berichten aus Gesellschaft, Kunst, Kultur, Wirtschaft, Politik und Sport im Kabelnetz von Garsten und St. Ulrich ausgestrahlt. RTV ist geboren.
Verbreitung: Mit LIWEST wird das Kabelnetz von Steyr und Enns erschlossen. Ab 2001 kann RTV auch über Antenne terrestrisch empfangen werden.
Satellit und Internet: Mit Sendersharing mit Tirol-TV ist RTV auch zu Fixzeiten über Satellitenschüssel zu empfangen. Außerdem können die Lokalberichte weltweit über Internet gesehen werden.
nach Spiegel- und SZ-Art ist für mich auch nichts.
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„Der hinterfragende Journalismus, der Dinge aufdeckt, ist eine Aufgabe der Zeitungen“, sagt Schott, „wir können kein Negativfernsehen machen.“
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Ratschweiberartiges.